In einer klaren Winternacht begann alles..............die Welt lag
friedlich und ruhig, wie selten sonst, in weißen Flocken begraben da.
Aus den Schornsteinen der Häuser stieg vereinzelt blasser Rauch auf. Man
konnte erahnen, das viele Menschen dabei waren, Weihnachtsplätzchen zu
backen.
Hätte man eines dieser Häuser betreten, so hätte man wahrscheinlich schon im Eingangsflur des Hauses, Das Aroma von Anis und Mandeln wahrnehmen können. Überall
herrschte rege Beschäftigung. Die Menschen liebten diesen Frieden, zu
dieser Zeit. Ein Fest der Liebe
sollte es werden, jedes Jahr einmal.
In jedem Fenster, fast immer das gleiche Bild von Herzlichkeit. Familien backen zusammen
Kekse, Väter spielen mit ihren Söhnen und Mütter führen mit ihren Töchtern erste vertrauliche
Gespräche oder ähnliches. Alles wofür sonst keine Zeit vorhanden ist. Liebespäarchen geben
sich den ersten Kuß und träumen von der Zukunft.
Nur aus einem Fenster, da schaut ein kleiner Mann heraus. Vielleicht sehnsüchtig. Vielleicht
erwartungsvoll. Er schaut in die klare Nacht hinaus und hat nur eine Frage. Die Frage nach
irgendwann. Er schaut in die klare Nacht hinaus, zum Himmel empor. Seine Blicke wandern
zwischen den Sternen hindurch. Er fragt sich, ob die Sterne wohl eine Antwort auf Irgendwann
wüßten.
Er versuchte die Sterne zu zählen, was ihm niemals gelang. Er schloß
die Augen und der kleine Mann wuchs über sich hinaus. Für diesen kleinen
Mann ist das Leben mehr, als ein Morgen danach und weniger als ein
Traum. Für den kurzen Moment, wo er die Augen schließt, beginnt für ihn
vielleicht der wahre Frieden und endet für ihn die Suche nach Liebe.
Vielleicht beginnt in jenem Moment auch für ihn das Irgendwann.
In seinem Innern verläßt er dieses Haus, was so still und ruhig
daliegt. Er verläßt dieses Haus um einer Ewigkeit entgegen zu gehen. Und
er spürt keine Kälte, als er sein Seepferdchen an den Zügeln ergreift
und ihm sanft, ja sogar zärtlich zuredet. Und als ob dieses Pferdchen
jene Worte dieses kleinen Mannes versteht, schaut es diesen ganz
vertrauensselig an und zeigt überhaupt keine Scheu oder Angst.
Auch als der kleine Mann sich so vorsichtig wie möglich auf den
Rücken des Pferdchens setzt, selbst da war keine Scheu odr Angst zu
erkennen. Vielmehr ist es so, als ob beide wüßten, wohin ihre Reise
führt und als wären sie beide zwei Suchenende, die sich endlich gefunden
haben.
Als er so auf dem Rücken des Pferdchens sitzt, fühlt er sich nicht mehr
als einzelner, sondern als Einheit mit seinem Seepferdchen. Und er
schaut noch einmal zurück zu seinem Haus,
welches nun ganz dunkel und verlassen da liegt, bevor er seinem
Pferdchen das Ziel ihrer Reise ins Ohr flüstert. Daraufhin erhebt es
sich ganz sanft, fast anmutig, hinauf zu den Sternen. Hinauf zu
Irgendwann.
Sie reiten hinauf, durch die Nacht. Ohne Eile, denn die Zeit bleibt
für sie stehen, doch die Welt dreht sich weiter. Sie reiten durch die
Nacht, den Horizont entlang. Schauen auf das Tun der Menschen. Sehen das
Glück in verschiedenen Händen liegen und auch Trauer in manchen Augen.
Sie reiten immer weiter, durch die Atmosphäre um als Symbol zu dienen.
Ein Symbol für die Dinge die den Menschen am wichtigsten sind.
Freundschaft und Liebe. Glück und Traum. Die Frage nach Irgendwann. Ein
Symbol der Ewigkeit für die Zukunft der Menschen.
So nimmt der kleine Mann das goldene Seil und bindet es zu einem Lasso. Hell und leuchtender
als die Sterne selbst scheint es vom Nachthimmel. Und der Horizont glänzt in einem goldenen
Schein auf die Erde nieder. In der Hand des kleinen Mannes verbreitet
das goldene Seil eine mollige Wärme die auf die Erde sich nieder setzt.
Und diese Wärme dringt in die Herzen der Menschen ein und verbreitet den
Duft von Frieden und Ruhe. Doch die Frage nach Irgendwann
bleibt offen. So sehr er auch sucht und in den Lichtern der Sterne eine Erkenntnis zu finden
hofft, bleibt die Antwort aus. So denkt der kleine Mann weiterhin an das Irgendwann.
Doch irgendwie will der kleine Mann dem Irgendwann entgegen treten.
Er will nicht mehr warten bis etwas passiert, was ihm das Irgendwann
erklärt. So nimmt er das goldene Seil,
welches er zu einem Lasso gebunden hat und fängt an Sterne zu fangen. Das kann er ruhig tun,
denn Sterne wird es immer geben, bis weiter nach Irgendwann. So reitet er auf seinem Seepferdchen durch die Nacht und schwebte, das Lasso kopfüber
schwingend, über den Wolken. Und jedesmal wenn das goldene Lasso eines
der Sterne umschlingt, so scheint es, als würde der betreffende Stern,
heller denn je leuchten. Ein Blinken wie der Rhytmus des Herzschlages.
Um jeden eingefangenen Stern bindet er bunte Schleifen drum. Der Himmel
erscheint in voller Festlichkeit, der Wind verfängt sich in den Bändern.
Auf jeden dieser Bänder schreibt der kleine Mann eine Botschaft. Er
schreibt nur wenige Worte: " Rettet die Liebe ", und vielleicht klingt
es wie eine Aufforderung. Aber eigentlich soll es mehr eine Bitte sein. Als er die Bänder alle mit der gleichen Botschaft beschrieben hat, verpackt er die Sterne in
goldene Folien und verschickt sie mit der Post. Doch als er alle
eingefangen Sterne verschickt hatte, war er sehr müde. Und er schaut
sein Seepferdchen liebevoll an und streichelt ihm zärtlich über den
Kopf. Er hat seine Sterne verschickt, doch diesmal wartet er nicht auf
eine Antwort, weil er nicht weiß, wie sie aussehen wird.
Der kleine Mann schaut zur Erde nieder und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht
aus. Dann ergreift er die Zügel und sie reiten weiter durch die Nacht.
Auf der Suche nach Irgendwann. Und die Welt liegt ruhig und friedlich
da, wie schon seit einiger Zeit. Doch der kleine Mann wird in seinem
Haus nicht mehr gesehen. Doch eines Tages kommt er wieder.
Bestimmt. Irgendwann.